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Geburt und Sterben – Ein erweiterter Blick auf Schwangerschaften und Fehlgeburten

Vor kurzem sagte eine Frau zu mir, sie habe den Eindruck, der Tod sei für mich nichts Schlimmes, ich würde so entspannt und selbstverständlich darüber sprechen und andere dabei begleiten.

Und spontan sagte ich: Ja, so ist es.

Das Leben hat mich gelehrt, dem Zyklus von Leben und Sterben wieder zu vertrauen, mein Blick ist viel weiter geworden.

Sterben bedeutet für mich nicht mehr ein Ende, sondern ein Weitergehen der Seele, in andere Ebenen und Entwicklungsschritte .

Und gerade weil ich das Glück habe, Menschen zu begleiten und auf Seelenebene zu kommunizieren  verstehe ich zunehmend tiefer das grosse Bild.

Geburt und Sterben sind für mich heute immer Einweihungen und grosse Transformations Fenster einer Seele.

Das bedeutet nicht, dass sie leicht sind, im Gegenteil, sie fordern sogar oft ALLES von uns!

Sie fordern unsere vollkommene Hingabe, lehren uns durch alle Widerstände, allen Schmerz, auch Wut, Trauer… hindurchzugehen, bis wir irgendwann aufgeben, nicht mehr anders können als uns hinzugeben, zu vertrauen…

Und genau dann geschieht die Transformation, reifen wir und kommen auf eine andere Ebene.

Eine Schwangerschaft bedeutet immer auch, sich einzulassen auf diese Ebene.

Denn es ist immer beides möglich, die Geburt und auch das Sterben.

In unserer modernen Gesellschaft blenden wir das gerne aus, möchten wir auf eine Schwangerschaft am liebsten mit der Brille ein  „freudiges Ereignis“ sehen, was bedeutet, am Ende steht ein gesundes Kind und glückliche Eltern.

Doch in Wahrheit sind bei einer Schwangerschaft und einer Geburt immer beide Seiten vorhanden, so nah verbunden wie sonst nie im Leben.

Ich möchte heute von einer Frau erzählen, deren Weg ich schon eine Weile begleiten darf.

Sie hat vor kurzem ihre vierte Fehlgeburt erlebt, und ihr Schmerz ist groß.

Und doch, wenn ich als Begleiterin und Frau, mit Mitgefühl und großem Respekt, auf sie sehe, blicke ich auf eine große Seele.

Ich sehe eine Frau mit einem weiten Herz voller Liebe, mit der Bereitschaft das schwere Schicksal ihrer Ahnen zu lösen.

Ich sehe eine Frau, die große Angst, aber eben auch ganz viel Mut mitbringt, um diesen tiefen Schmerz zu durchschreiten, die bereit ist sich wieder an ihre urweibliche Kraft zu erinnern, und neue Wege zu gehen.

Ich sehe eine Frau, die bereit ist, anderen Seelen eine Erfahrung zu schenken, und diesen auf ihrem ganz eigenen, für uns so kurzen Seelenweg, als Mutter zu lieben.

Ich sehe eine Frau, die spürt, das sie dieses Mal das Kind auf natürlichem Weg aus ihrem Körper entlassen möchte, und Nein sagt zu einer Ausschabung.

Ich sehe eine Frau, die ihrer Gebärmutter dieses Mal zutraut, das sie das gut alleine kann und die sich dafür die Ruhe, Geborgenheit und Unterstützung holt.

Ich sehe eine Frau, die bereit ist ihre Gebärmutter zu reinigen vom uraltem Schmerz ihrer Ahnen und sich selbst.

Ich sehe eine Frau, die sich und ihrem Kind Zeit schenkt um sich in Ruhe zu lösen, zu verabschieden. Die einen „Heiligen Raum“ eröffnet, und einige Tage eine Kerze brennen lässt, und sich immer wieder in Kommunikation mit der Seele ihres Kindes begibt, bis es seinen Lösungsprozess gegangen ist.

Eine Frau, eine Mutter, die spürt, wie die Seele geht…Eine Frau die dieser Seele ein grosses Geschenk gemacht hat durch ihre Liebe und Hingabe.

Ich sehe eine Frau die weint, deren Herz gefühlt bricht, die ins Universum schreit: WARUM???

Und die doch bereit ist einzutauchen in alle Gefühle, den ganzen Schmerz, ihre Wut, Verzweiflung…

Eine Frau, die bereit ist Weiterzugehen, auch wenn sie nicht weiss wohin

Ich sehe ganz viel Transformation und Wachsen, Heilung und auch Schönes.

Auch wenn sie selbst es zur Zeit noch nicht wahrnehmen kann, außer in kleinen Licht-Fenstern.

Und das ist in Ordnung.

Als ich ihr aus tiefem Herzen sagte, dass ich mich vor ihr verneige, und großen Respekt vor ihrem Seelenweg und dem, was sie anderen dadurch schenkt habe, weinte sie, und so richtig annehmen konnte sie meine Worte sicher noch nicht.

Denn diese Würdigung erfahren Frauen bisher in unserer Gesellschaft sehr selten.

Es ist an der Zeit, dass wir unseren Blickwinkel erweitern.

Wir dem Zyklus von Leben und Sterben wieder vertrauen und diese besonderen Momente als das sehen und würdigen, was sie sind, Tore für Einweihungen und Wachstum für alle Beteiligten.

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